Forschungskooperation NuV

Nutzerorientierte Versorgung bei chronischer Krankheit und Pflegebedürftigkeit

Das InBVG - Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich der Fachhochschule Bielefeld und die Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld haben Anfang 2013 mit einer gemeinsamen Forschungskooperation begonnen, die der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses dient.

Die vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW geförderte Forschungskooperation zielt auf die Herausforderungen, die sich durch den sozio-demografischen und epidemiologischen Wandel im Bereich der Pflege abzeichnen. Diese zeigen sich u.a. im Bereich der Prävention von und bei Pflegebedürftigkeit und in der nutzerorientierten Gestaltung der unterschiedlichen Bereiche der pflegerischen Versorgung.

Der Forschungsverbund konzentriert sich auf zwei Themenschwerpunkte:

  • regional differenzierte Versorgungskonzepte
  • Förderung der Gesundheitskompetenz und des Selbstmanagements in unterschiedlichen Phasen des Lebenslaufs.

Diesen Themenschwerpunkten wird in fünf Projektthemen nachgegangen, die in insgesamt zehn Einzelprojekten bearbeitet werden (Laufzeit 12/2012-2017). Hierzu wurden fünf Tandems zwischen der Universität und der Fachhochschule gebildet.

 

Projekt A1:
Pflegerische Versorgung in Großstädten

A1.1: Regionale Unterschiede des Pflegebedarfs unter Berücksichtigung der Morbidität. Raumzeitliche Analysen des Bedarfs und der Inanspruchnahme pflegerischer Versorgung
Prof. Dr. A. Krämer, Universität Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Yvonne Queißer-Schlade

A1.2: Räumliche und soziale Disparitäten in der pflegerischen Versorgung. Die Pflege- und Versorgungssituation von älteren Frauen in Großstädten in NRW
Prof. Dr. A. Nauerth, Hochschule Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Angela Nikelski

Das Projekt zielt auf die Analyse räumlicher und sozialer Disparitäten in der pflegerischen Versorgung ab, wobei Faktoren wie Lebenslagen, Morbidität, Pflegebedürftigkeit, pflegerische Versorgungsangebote sowie das Nutzungsverhalten in ausgewählten Regionen in NRW einbezogen werden. Anhand von Sekundärdaten des MDK und einer Krankenkasse werden Pflegebedarfe und Versorgungsverläufe regionalspezifisch und unter Berücksichtigung verschiedener Krankheitsentitäten untersucht (Projekt A1.1). Darüber hinaus wird die Lebens- und Versorgungssituation älterer hilfe- und pflegebedürftiger Frauen im städtischen Raum genauer betrachtet (Projekt A1.2). Aus den Ergebnissen können Empfehlungen für eine bedarfs- und nutzerorientierte Weiterentwicklung regionaler Versorgungskonzepte abgeleitet werden.

Projekt A2:
Pflegerische Versorgung in benachteiligten Regionen

A2.1: Pflegerische Versorgung in ländlichen Regionen - Strukturen und Angebote
Prof. Dr. Dr. T. Gerlinger, Universität Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Janina Kutzner

A2.2: Pflegerische Versorgung in benachteiligten Regionen - Perspektive der Nutzer/innen auf pflegerische Versorgungs-, Informations- und Beratungsangebote
Prof. Dr. N. Seidl, Hochschule Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Eva Trompetter

In diesem Projekt sollen die vorhandenen Strukturen und Angebote der pflegerischen Versorgung in ländlichen Regionen erfasst (Projekt A2.1) und mit dem Versorgungsbedarf und -bedürfnissen aus der Nutzerperspektive kontrastiert werden (Projekt A2.2). Ziel ist es, auf diese Weise Unter-, Über- und Fehlversorgung, aber auch bestehende pflegerische Versorgungslücken zu identifizieren. Im Mittelpunkt stehen dabei strukturschwache ländliche Räume in Nordrhein-Westfalen. Die Ergebnisse sollen Hinweise für die Sicherstellung und Weiterentwicklung der Versorgung geben. Dies betrifft die Mobilisierung informeller Ressourcen als auch die Bereitstellung bedarfsgerechter pflegerischer Versorgungsangebote sowie den Aufbau geeigneter Informations- und Beratungsstrukturen.

Projekt B1:
Stärkung der Selbstmanagementkompetenz bei Gesundheitsproblemen im Jugendalter

B1.1: Selbstmanagementförderung bei Jugendlichen mit einer hochfunktionalen Autismus-Spektrum-Störung (HFASS)
Prof. Dr. B. Klemme, Hochschule Bielefeld/ Prof. Dr. U. Weyland, ab 01.03.15 WWU Münster
Projektmitarbeiterin: Judith Greiwe

B 1.2: Stärkung der Selbstmanagementkompetenzen von älteren Jugendlichen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Prof. Dr. P. Kolip, Universität Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Britta Kelch

Im Zentrum stehen hier unterschiedliche Interventionen für chronisch kranke Jugendliche. Während Projekt B1.1 auf Selbstmanagementförderung zielt, fokussiert Projekt B1.2 auf Gesundheitsbildung für bildungsferne Jugendliche. Das Jugendalter gilt als Lebensphase, in der die Lösung vom Elternhaus und die Integration in die Gruppe der Gleichaltrigen als wichtige Entwicklungsaufgaben zu bewältigen sind. Dabei stehen chronisch kranke Jugendliche vor besonderen Herausforderungen. Hier setzt das als Interventionsstudie konzipierte Projekt B1.1 an, in dem die Effekte systematischer, auf Selbstmanagementförderung zielende Maßnahmen untersucht werden sollen. Auch an die Gesundheitsbildung sind bei chronischer Krankheit in der Lebensphase Jugend besondere Anforderungen gestellt. Ziel des Projekts B1.2 ist es, Grundlagen für die Entwicklung von Konzepten zur Gesundheitsbildung bei bildungsfernen Jugendlichen zu erarbeiten, die die Sozialisationsbedingungen unter den Bedingungen chronischer Krankheit reflektieren.

Projekt B2:
Förderung der Selbstmanagement- und Nutzerkompetenz im Erwachsenenalter

B2.1: Strategien des Selbstmanagements von Angehörigen schwer psychisch kranker Mütter in der frühen Familienphase.
Prof. Dr. K. Makowsky, Hochschule Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Sabine Roebers

B2.2: Stärkung der Selbstmanagement-Kompetenz von pflegenden Angehörigen türkischstämmiger Menschen mit Demenz
Prof. Dr. O. Razum, Universität Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin

Die Pflege von Menschen mit psychischen Erkrankungen stellt auch an Angehörige zahlreiche Anforderungen. Bedingt durch Zugangsbarrieren und individuelle Präferenzen nehmen Angehörige gerade dieser Patientengruppen professionelle Unterstützungs- und Entlastungsangebote oft nicht oder wenig in Anspruch. Auf sich selbst verwiesen, sind sie daher erheblichen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Die Ursachen hierfür sind bislang weitgehend unbekannt. Zwar hat das Thema pflegende Angehörige in den vergangenen Jahren viel Aufmerksamkeit in der Pflegeforschung gefunden, doch sind davon bislang bestimmte Gruppen ausgenommen, so vor allem Angehörige mit Migrationshintergrund und Angehörige von psychisch Erkrankten. Ziel beider Projekte dieses Themenschwerpunkts ist es, den Unterstützungsbedarf und die -bedürfnisse dieser beiden Gruppen zu erheben und pflegerische Interventionskonzepte zur Förderung ihrer Selbstmanagementkompetenz zu entwickeln.

Projekt B3:
Gesundheits- und Nutzerkompetenz im höheren Lebensalter

B3.1: Health Literacy bei älteren Menschen mit geistiger Behinderung
Prof. Dr. Ä. D. Latteck, Hochschule Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Cornelia Geukes

B3.2: Health Literacy bei älteren Menschen mit chronischer Krankheit - Konsequenzen für die Stärkung der Nutzerkompetenz
Prof. Dr. D. Schaeffer, Universität Bielefeld
Projektmitarbeiterin: Dominique Vogt

Das Projekt zielt auf ältere Menschen, die potenziell von Pflegebedürftigkeit bedroht sind. Dazu gehören ältere Menschen in den späteren Phasen chronischer Krankheit und/oder mit Funktionseinschränkungen und Behinderung. Sie in ihrer Gesundheits- und Nutzerkompetenz zu stärken und ihre gesundheitliche Situation zu stabilisieren, um auf diese Weise Verschlechterungen zu vermeiden und Pflegebedürftigkeit zu verhindern, zumindest aber zu verzögern und Teilhabe zu erhalten, sollte Ziel einer nutzerorientierten pflegerischen Versorgung sein. Die erforderlichen wissenschaftlichen Grundlagen dafür zu erarbeiten, um solche Konzepte zu entwickeln, die durch Stärkung der Gesundheits- und Nutzerkompetenz zur Prävention von Pflegebedürftigkeit beitragen, ist Ziel beider Projekte, die sich unterschiedlichen Adressatengruppen widmen. Dazu erfolgt zunächst eine Untersuchung des Gesundheitswissens/Health Literacy mittels einer quantitativen Erhebung, die durch qualitative Interviews ergänzt wird, auf deren Basis bedarfs- und zielgruppengerechte Konzepte zur Prävention von Pflegebedürftigkeit durch Stärkung der Gesundheits- und Nutzerkompetenz entwickelt werden.

Die zehn Projektmitarbeiterinnen studieren im Promotionsstudiengang der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld und schließen mit dem Dr. PH bzw. PhD ab.

Verbundsprecherinnen

Universität Bielefeld
Prof. Dr. Doris Schaeffer
Prof. Dr. Kerstin Hämel

Hochschule Bielefeld
Prof. Dr. Annette Nauerth


Geschäftsstelle

Hochschule Bielefeld
Dr. phil. Renate von der Heyden
Dipl. Soz. Elke Rosowski
  
Universität Bielefeld
Prof. Dr. Kerstin Hämel