Was ist eigentlich Glück? Vielleicht ist die Frage nicht platt, aber die künstlerischen Ergebnisse waren irgendwie abgeschmackt. Diese Erfahrung machten die TeilnehmerInnen im Seminar bei Jürgen Heinrich, Künstlerhaus Lydda. Sie fragten neu und ließen sich auf einen intensiven Prozess ein, dessen Ergebnisse im Fachbereich zu sehen sind.
Noch ist alles in Bewegung rund um Vincent van Gogh auf dem Flur im Erdgeschoss des Gebäude C.
Jürgen Heinrich, Lehrbeauftragter am Fachbereich und Leiter des Künstlerhauses Lydda ordnet gemeinsam mit den Studierenden und KünstlerInnen die Werke und überlegt, wie welches Bild am besten hängen wird in der Ausstellung
freudakel, die am 30. November um 11:30 Uhr eröffnet wird.
Die zehn Studierenden haben Anfang November ein Wochenende im Künstlerhaus Lydda verbracht und mit drei Lyddakünstlern zusammen gearbeitet. Ein Thema schien schnell gefunden: "Glücksmomente" - Stifte und Pinsel tippten auf Blätter...
Ralph Stühmeier, Lyddakünstler, beschreibt seinen Eindruck von den FH-Studierenden: "Das war interessant, die Herangehensweise der Leute zu sehen, die nicht jeden Tag künstlerisch tätig sind. Die wollten zuerst was 'Schönes' machen und waren ganz vorsichtig. Das hat sich in den drei Tagen durch das Malen verändert." So beschreibt auch Studentin Katharina Falk ihre Erlebnisse. "Ich habe zunächst mein Bild geplant und dann habe ich irgendwann einfach drauflos gemalt. Ich habe gemerkt, das ist mein Bild - das kann ich machen wie ich will. Es muss nicht 'schön' sein. Und dann erschien mir das, was sich zunächst falsch und ungerade anfühlte als das Einzigartige, Besondere am Bild."
Ralph Stühmeier hat Erfahrung mit der Sprache Malerei: " Ich mache ständig was mit Kunst. Ich habe den Leuten versucht zu helfen, das Vertrauen zu finden, dass du echt sein kannst auf der Leinwand."
Esther König, Studentin, ist beeindruckt: " Da ist unbeabsichtigt ganz viel Eigenes und Inneres im Bild gelandet. Das habe ich während des Malens gar nicht gemerkt."
Der Kunsttherapeut und bildende Künstler Jürgen Heinrich beschreibt den Prozess des gemeinsamen Malens in Lydda so: "Wir hatten diesen Arbeitstitel 'Glücksmomente'. Der hat sich im Verlauf des Wochenendes total transformiert. Das lief parallel zur Entwicklung des Ausdrucks auf den Leinwänden. Die Bildsprache präzisierte sich und die KünstlerInnen entwickelten sich rasant. Es wurde klar, der Mensch ist in seiner Existenz ein janusköpfiges Wesen. Glück als Ziel macht nicht glücklich. Es bedarf Sinn. - Sinnhafter Beziehungen zwischen Menschen und Ereignissen." Im Seminarprozess wurden Grenzen zwischen Abstraktem und figürlichen Darstellungen erforscht und überschritten.
Lyddakünstler Jens von der Marwitz über seine Art zu malen: "Ich male nicht mit diesen Begriffen im Kopf. Es wird manchmal so und manchmal so. Es geht doch darum, irgendwie die Ideen im Kopf rauszukriegen. Im Moment beschäftigt mich das Thema 'Stadt' und ich setze in meinen Bildern immerzu Klötze aufeinander. Ist das jetzt abstrakt oder figürlich?
Aus der Dynamik im Seminar entstand dann auch der Titel. Katharina Falk kam drauf: " Freudakel, das ist aus Freude und Makel zusammengesetzt."
Es wurde gedacht und gemacht! Plötzlich entstanden autonome Bildwelten. Innen und außen verstrickt, der Blick freigelassen in die Phantasie. Alle Interessierten können sich einen Eindruck von den Ergebnissen des Blockseminars "Malerei/Zeichnung/Text - Künstlerisches Arbeiten in Verbindung mit kreativen Prozessen, die im Künstlerhaus Lydda in Bethel mit Menschen unterschiedlichster Behinderung/Beeinträchtigung einhergehen" machen im Flur vor dem Studio 17.
Zu sehen sein werden 32 Kunstwerke. Acryl auf Nessel, Collagen, Papierarbeiten und Texte
Das unterste Foto zeigt Motive von Ralph Stühmeier und Johannes Aumann.