Am Fachbereich Gestaltung der Hochschule Bielefeld konnte im Dezember 2015 der neue Forschungsschwerpunkt „Erkenntnisformen der Fotografie” eingerichtet werden. In seiner ersten Laufzeit von drei Jahren bearbeitet er das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Bilder des Wohnens. Architekturen im Bild”. Diesem Forschungsprojekt sollen sich unter der leitenden Frage nach den spezifischen visuellen Erkenntnisformen der Fotografie weitere Forschungsprojekte anschließen. Der Forschungsschwerpunkt knüpft an die erfolgreiche Arbeit des alten Forschungsschwerpunktes „Fotografie und Medien” an, der, im Jahr 1984 gegründet, mit dem Ausstellungsprojekt „Die Bielefelder Schule. Fotografie und Kontext” im Wintersemester 2014/2015 seinen Abschluss gefunden hat.
In struktureller und inhaltlicher Hinsicht weist er jedoch eine Neuausrichtung auf: Erstmals wird mit dem neuen Forschungsschwerpunkt disziplinenübergreifend an einem übergeordneten Forschungsthema gearbeitet, das die derzeit am Fachbereich vertretenen Arbeits- und Forschungsschwerpunkte in den verschiedenen Zweigen der Fotografie und des Bewegtbildes sowie der kultur- und bildwissenschaftlichen Gestaltungstheorie bündelt. So führt das Forschungsprojekt „Bilder des Wohnens. Architekturen im Bild” eine Reihe von Vorarbeiten in der Architekturfotografie, der Reportage- und der künstlerischen Fotografie zu Grenzräumen und Migrationen, der experimentellen Raumrepräsentation in Fotografie und Film, der Objekt- und Raumkunst und schließlich der Bild- und Raumtheorie systematisch unter der Frage des Wohnens zusammen.
In den verschiedenen Teilprojekten des Forschungsprojektes werden an unterschiedlichen Gegenständen und Bildkorpora aus der jüngeren Geschichte des Wohnens und des architektonischen Raumes die folgenden fotografischen Problemstellungen untersucht: Raumrepräsentation im Bild, hybride Formen des Fotografischen, Abgrenzungen des Dokumentarischen, Inszenierenden und Generativen, fotografische vs. filmische Bildrhetorik, soziokulturelle Kontextualisierung von Fotografien und die Fotografie als Wissensinventar der Architektur und der Anthropologie. Ausgangspunkt des Forschungsprojektes ist die These, dass die Fotografie als zentrales Medium der Moderne für die Denk- und Reflexionsgeschichte des Wohnens, wie sie im 19. Jahrhundert einsetzt, grundlegend ist.