E-Learning-Konferenz 2016: Lehre und Digitalisierung
5. Forum Hochschullehre und 3. E-Learning-Konferenz der HSBI
Bielefeld (fhb). Ein Smartphone hat heutzutage jeder Studierende, 98 Prozent, um genau zu sein und aus einer aktuellen Erhebung zu zitieren. Notebooks sind gleichfalls in großer Zahl im Hörsaal anzutreffen. Daten werden ständig übers Internet und spezielle Programme ausgetauscht. Ein, zwei Klicks, und das Wissen im Netz liegt frei. Für beinahe jedermann verfügbar. Das schafft an den Hochschulen neue Lehr- und Lernsituationen, auf die Studierende und Lehrende gleichermaßen Antworten finden müssen. Die Konferenz „Lehre und Digitalisierung“ an der Hochschule Bielefeld (HSBI) bot am 25. Oktober reichlich Gelegenheit, die aktuelle Fachdiskussion zu verfolgen und nach vorne zu schauen. Eins wurde dabei auch klar: Mehr Technik und Digitalisierung bedeutet nicht weniger soziale Kontakte und Austausch von Wissen im Hörsaal und im Seminarraum. Digital und analog, beides gehört zusammen.
Hier finden Sie die Dokumentation der dritten E-Learning-Konferenz der HSBI.
Keynote 1
Vom E-Learning zur Digitalisierung der Hochschule: Aktuelle Entwicklungen und ihre Implikationen für Hochschulentwicklung | Prof. Dr. Michael Kerres
Prof. Dr. Michael Kerres: Leiter des Learning Lab der Universität Duisburg-Essen. Nach Studium und Promotion in Psychologie an der Ruhr-Universität in Bochum erhielt er 1989 seinen ersten Ruf auf die Professur für Mediendidaktik und Medienpsychologie der Hochschule Furtwangen. 1994 begründete er die Teleakademie, deren Kursprogramm das Internet konsequent für offene, wissenschaftliche Weiterbildung nutzte. Nach Habilitation an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg 1998 wechselte er an die Ruhr-Universität Bochum auf eine Professur für Pädagogische Psychologie. 2001 folgte die Arbeitsgruppe dem Ruf der Universität Duisburg-Essen, um das Learning Lab mit den Online-Studienprogrammen "Educational Media" und "Educational Leadership" aufzubauen.
Keynote-Inhalt: E-Learning fokussiert den Einsatz der digitalen Medien in der Hochschullehre bzw. der Vermittlung von Lehrinhalten. Doch die absehbare Entwicklung der Digitalisierung in der Bildung geht wesentlich weiter. Die damit verbundenen Optionen für die Hochschulentwicklung werden aufgezeigt und eingeordnet auf dem Hintergrund der aktuellen Diskussion in NRW.
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Keynote 2
Braucht der Student von morgen noch E-Learning? | Dr. Martin Ebner
Dr. Martin Ebner: Univ. Doz. DI Dr. techn. Martin Ebner ist Leiter der Organisationseinheit Lehr- und Lerntechnologien an der Technischen Universität Graz. Dort lehrt und forscht als habilitierter Medieninformatiker zu Themen rund um das technologiegestützte Lehren und Lernen, oftmals kurz als e-Learning bezeichnet. Hier beschäftigt er sich besonders mit mobilem Lernen, den Auswirkungen von Social Media und Learning Analytics und gilt als großer Vertreter von Open Educational Resources. Neben der Mitwirkung an nationalen und internationalen Gremien setzt er sich auch sehr für das Schul- und Hochschulwesen in Österreich ein. Seinem Motto („Bildung zugänglich zu machen“) entsprechend ist er einer der Gründerväter der Plattform iMooX (http://imoox.at). Neben diesem Projekt ist er im deutschsprachigen Raum für sein Lehrbuch L3T (http://l3t.eu) bekannt, welches das erste frei zugängliche seiner Art war.
Martin Ebner bloggt seit vielen Jahren unter http://elearningblog.tugraz.at und seine zahlreichen Publikationen sind unter http://www.martinebner.at gelistet.
Keynote-Inhalt: In diesem Vortrag geht es um eine Darstellung des Begriffes E-Learning bzw. technologiegestütztes Lehren und Lernen und wie dieser sich derzeit in der Hochschulumgebung einbettet. Anhand von Entwicklungsschritten wird dargestellt wie sich das Thema entwickeln sollte um nachhaltig an einer Hochschule Fuß zu fassen. Mit praktischen Beispielen werden die aufgestellten Thesen untermauert.
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Workshops:
W1: Auswirkungen von Digitalisierung auf die Kompetenzorientierung | Prof. Dr. Thilo Harth
Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. Thilo Harth: Wissenschaftlicher Leiter des Wandelwerks, FH Münster
geb. 1965. Studium Maschinenbau in Köln (Dipl.-Ing. 1990) und Lehramt für Berufsbildende Schulen mit den Fächern Metalltechnik und Politik in Kaiserslautern, 1993/1995 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt an berufsbildenden Schulen Metalltechnik/Politik, 1995–1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Politikwissenschaft an der Universität Kaiserslautern, 1999 Promotion zum Dr. phil (bei Prof. Dr. Rolf Arnold), 1999–2001 Studienrat an der berufsbildenden Schule Technik in Kaiserslautern, seit 2001 Professor für Technik und ihre Didaktik am Institut für Berufliche Lehrerbildung der Fachhochschule Münster, 2008–2012 Leiter des Instituts für Berufliche Lehrerbildung der Fachhochschule Münster, seit März 2012 Wissenschaftlicher Leiter im Wandelwerk, Zentrum für Qualitätsentwicklung der FH Münster.
Workshop-Inhalt: Prozesse der Digitalisierung in Gesellschaft und Arbeitswelt haben Einfluss auf das erforderliche Kompetenzprofil von Hochschulabsolventen. Neben veränderten Fachkompetenzen sind außerfachliche Kompetenzen – wie z.B. Kommunikationskompetenz oder Teamfähigkeit – unter dem Einfluss der Digitalisierung neu oder anders zu definieren.
Im Workshop sollen diese Kompetenzverschiebungen gemeinsam exemplarisch untersucht und beschrieben werden, um darauf aufbauend konkrete Konsequenzen für die Gestaltung der eigenen Lehr-/Lernsettings und der passenden Prüfungsformen abzuleiten. Die Workshop-Ergebnisse können mit den Erfahrungen an der FH Münster zur Kompetenzentwicklung unter dem Einfluss der Digitalisierung gespiegelt werden.
W2: JiTT – Just in Time Teaching | Prof. Dr. Peter Riegler
Prof. Dr. Peter Riegler: Studium der Physik an der University of New Mexico und der Universität Würzburg mit Forschungstätigkeiten in Quantenoptik, Statistischer Physik und Maschinenlernen. Nach Industrietätigkeit in Telekommunikation, Sensorik und Automatisierungstechnik seit 2002 Professor für Mathematik an der Ostfalia Hochschule. Dort Leiter mehrerer hochschulinterner und hochschulübergreifender Projekte zu wirksamer Lehre und Medieneinsatz in der Lehre. 2011 vom Absolventenmagazin UNICUM BERUF und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG als Professor des Jahres in der Kategorie „Naturwissenschaften/Medizin“ für seine innovativen Lehrmethoden ausgezeichnet.
Workshop-Inhalt: Wer liest und wer lehrt an der Hochschule?
Just in Time Teaching (JiTT) aktiviert Studierende durch webbasierte Aufgaben, die sie zur Vorbereitung der Lehrveranstaltung bearbeiten. Die Aufgaben werden in der Regel automatisch bewertet und ermöglichen so ein zeitnahes Feedback für Studierende und Lehrende. Lehrende nutzen dies, um ihre Lehrveranstaltung „just in time“ anzupassen. Die Lehrveranstaltung dient so nicht mehr primär der Übermittlung des Stoffes, sondern dazu, Studierende bei der Bewältigung ihrer oft erst kurz zuvor im JiTT-Prozess identifizierten konkreten und lernkritischen Schwierigkeiten mit dem Stoff zu unterstützen. Diese Werkstattrunde macht JiTT an Beispielen aus dem MINT-Bereich greifbar und geht der Frage nach, warum Studierende die durch JiTT an sie übertragene Verantwortung für den Lernprozess annehmen.
W3: Planspiele in der Lehre | Prof. Dr. Jürgen Schneider, Prof. Dr. Heiko Burchert
Prof. Dr. Jürgen Schneider: Lehrt seit 2000 Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkten im Rechnungswesen und Controlling am Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit. Im Modul Management etablierte er das Planspiel Topsim General Management als Lehr- und Bewertungsinstrument. Darüber hinaus ist er in die Weiterentwicklung von Planspielen eingebunden.
Prof. Dr. Heiko Burchert: Begann seine Lehrtätigkeit mit dem Wintersemester 2001/2002 am damaligen Fachbereich Pflege und Gesundheit. Seit der Fusion mit dem Fachbereich Wirtschaft ist er in beiden Lehreinheiten tätig. Im Sommersemester 2016 übernahm er das Planspiel in seine Lehrveranstaltungen.
Workshop-Inhalt: Praktischer Einsatz einer Managementsimulation – Möglichkeiten, Grenzen und Erfahrungen
Fahr- und Flugsimulatoren zählen seit Jahren zu den unverzichtbaren Instrumenten in der Ausbildung bei der Bahn, der See- und der Luftfahrt. In der Betriebswirtschaftslehre lassen sich mit dem Einsatz von Planspielen Führungsentscheidungen von Unternehmen simulieren. Fehlentscheidungen, falsche Einschätzungen der wirtschaftlichen Situation oder Entscheidungen unter unvollkommener Information führen zwar zu Stress bei den Probanden, vernichten aber im Gegensatz zur Wirklichkeit keine Vermögenswerte.
Lassen Sie sich im Workshop mit den notwendigen Informationen in die Simulation einführen und begeben Sie sich in das Cockpit eines börsennotierten Unternehmens. Dort treffen Sie Entscheidungen zur Ausgestaltung des Marketing-Mix und sehen im Anschluss die konkreten Ergebnisse Ihrer Entscheidungen.
W4: Flipped Classroom – die umgedrehte Vorlesung | Timo van Treeck
Timo van Treeck, M.A: Wiss. Mitarbeiter im Kompetenzteam Hochschuldidaktik der TH Köln. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Feedback, ePortfolios, Flipped Classroom, kompetenzorientiert Prüfen.
Workshop-Inhalt: Flipped Classroom bzw. Inverted Classroom wird an vielen Stellen prominent diskutiert und umgesetzt. Den Input aus der Vorlesung auszulagern, um mehr wertvolle Zeit für Interaktionen, Fragen, Bearbeitung von Aufgaben und Problemen zu gewinnen, ist dabei das Grundprinzip. Die Vorlesung wird umgedreht, geflipped. Dabei ist fliped classroom nicht (nur) Videolernen.
Im Workshop werden verschiedene Flipp-Typen vorgestellt, mit Schritten zur Umsetzung experimentiert und gemeinsam Erfahrungen und Beispiele reflektiert.
Weitere Archivmaterialien
Programm zum Herunterladen und Drucken (PDF, DIN lang)
Graphic Recordings by Holger Nils Pohl (PDF, DIN A4)
Poster
Poster zur Veranstaltung 5. Forum Hochschullehre & E-Learning Konferenz (PDF, A1)
Beiträge
Ergebnisrunde: Parallele Workshops W1, W2, W3 und W4 (PPT)
Videoaufzeichnung der Hochschule Bielefeld
Keynote 1 - Kerres (Youtube Video)
Keynote 2 - Ebner (Youtube Video)
Podiumsdiskussion (Youtube Video)
Videoaufzeichnung des Hochschulforum Digitalisierung
Keynote 1 - Kerres (Youtube Video)
Keynote 2 - Ebner (Youtube Video)
Podiumsdiskussion (Youtube Video)
Ergebnisrunde (Youtube Video)
Pressebericht
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