Tüfteln, bauen oder das Labor entdecken: Annähernd 70 Schülerinnen beim Girls Day an der HSBI
Beim diesjährigen bundesweiten Zukunftstag am 25. April bekamen die Schülerinnen in Bielefeld, Minden und Gütersloh praxisnahe Einblicke in spannende Berufsfelder und Studiengänge der Hochschule Bielefeld (HSBI).
Bielefeld/Minden/Gütersloh (hsbi). Einen Tag als Ingenieurin arbeiten oder die IT der HSBI entdecken? Rund 70 Schülerinnen bekamen am Donnerstag, 25. April, praxisnahe Einblicke in Berufsfelder und Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, Mathematik und IT der HSBI. An allen drei Standorten in Bielefeld, Minden und Gütersloh gaben Lehrende, Beschäftigte und Studierende Einblick in ihre Tätigkeiten und beantworteten den Schülerinnen ihre Fragen rund um Berufs- und Studiengangswahl.
Bundesweit können Schülerinnen beim Girls‘ Day Berufe kennenlernen, in denen das eigene Geschlecht deutlich unterrepräsentiert ist. Der bundesweite Zukunftstag wird jährlich vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V., einem An-Institut der HSBI, ausgerichtet.
Schüler:innenlabore in Bielefeld und Gütersloh
In Bielefeld und Gütersloh waren die Schüler:innenlabore eine wichtige Anlaufstelle für die Schülerinnen. Beim Schüler*innenlabor experiMINT diGiTal am Campus Gütersloh standen die Ingenieurinnen von morgen im Mittelpunkt. Die Teilnehmerinnen haben erfahren, wie Technik und Informatik miteinander verschmelzen können. Dabei konnten sie selbst einen Roboter steuern und Messdaten analysieren. Natürlich ging es auch um spannende Berufsmöglichkeiten, die Ingenieurwissenschaften in Verbindung mit Informatik bieten. Und eins war klar: Wie wichtig der Beitrag von Mädchen und Frauen in diesen Bereichen ist.
Die Schülerinnen beim experiMINT Schüler*innenlabor in Bielefeld haben sich in Teams an erdbebensicheres Bauen herangetastet. Anne-Marie Elian hat die 16 Schülerinnen dabei begleitet, in die Rolle von Ingenieurinnen zu schlüpfen. „Ingenieur:innen erschaffen aus Dingen, die sie in ihrer „Natur“ vorfinden, etwas Neues, meist arbeiten sie in Teams, manchmal auch unter besonderem Zeitdruck“, sagt Elian. Hier ging es aber auch vor allem um eines: Spaß. Die Teilnehmerinnen haben unter Zeitdruck versucht, erdbebensichere Gebäude zu basteln. Alle Gebäude wurden im Anschluss mit großem Spaß auf der von Anne-Marie Elian selbstgebauten Erdbebenplatte zerstört. Danach ging es ans Bauen eines kleinen Pflanzenretters, bei dem ein Feuchtigkeitssensor meldet, wenn eine Pflanze Wasser braucht. Hier waren die Schülerinnen auf sich alleine gestellt. Nebenbei wurden Vokabeln eingeführt wie Widerstände, Leuchtdioden, Transistoren und die Teilnehmerinnen konnten ganz nebenbei lernen, wie sie mit einem Lötkolben umgehen. Die Schülerinnen selbst waren vom Tag begeistert. „Ich komme nächstes Jahr definitiv wieder“ und „Nächstes Jahr bringe ich auch noch meine Freundin mit“, waren zwei der Rückmeldungen.
Mädchen für MINT gewinnen
Am Campus Minden haben die Mädchen praxisnahe Einblicke in die dort angebotenen Studiengänge in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) bekommen. Im ersten Teil des Girls' Day ging es um den Bau und die Vermarktung eines fiktiven Produktes: ein Motorrad. Eine ausgedachte Marktanalyse hatte ergeben, dass bisher verhältnismäßig wenig Frauen das Motorrad des Musterunternehmens gekauft haben. Die Aufgabe der Schülerinnen im Alter von 12 bis 14 Jahren war es, das Design des bisherigen Motorrades mit einem CAD-Programm farblich zu verändern, um die Zielgruppe besser anzusprechen. In einem zweiten Teil ging es um den Studiengang Elektrotechnik. Dabei konnten die Teilnehmerinnen eine Schaltung für ein verbessertes Fahrerassistenzsystem entwickeln. Und auch Informatik kam nicht zu kurz: Dr.-Ing. Grit Behrens, Professorin für Angewandte Informatik, zeigte den Mädchen, wie HTML funktioniert und wie eine Webseite entsteht und gestaltet werden kann. Besonders für die dezentrale Gleichstellungsbeauftragte Bettina Wittbecker ist der Girls Day ein Gewinn: „Dass Mädchen und Frauen MINT-Berufe nicht in Betracht ziehen, liegt neben Rollenbildern außerdem an fehlenden oder falschen Vorstellungen von der Berufspraxis und der Angst, fachlich nicht gut genug zu sein“, sagt Bettina Wittbecker. Das soll sich ändern. „Wir alle sollten dazu beitragen, für junge Menschen ein klischeefreies Umfeld zu gestalten, indem wir nicht in Männer- und Frauenfächer unterscheiden und Mädchen sich technische Berufe zutrauen.“
Einblick in die Informatik und wie Künstliche Intelligenz in der Pflege eingesetzt werden kann
Am Campus Bielefeld konnten die Schülerinnen außerdem einen Blick in Mathematik und Informatik werfen. Die angehenden Informatikerinnen von morgen haben bei einem Vortrag gelernt, wie wichtig Sicherheit im Netz ist und wie sie ihre persönlichen Daten vor unbefugtem Zugriff schützen können. Danach ging es um den Aufbau eines Computers, den sie komplett von innen beleuchten konnte. Doreen Riedel aus der Datenverarbeitungszentrale der HSBI zeigte den Aufbau eines Servers. Im letzten Teil wurde es kreativ: Von der Ideenfindung über die Gestaltung bis zur Veröffentlichung von Bild und Film konnten die Teilnehmerinnen Bilder und Videos selbst erstellen und bearbeiten. Zum Einsatz kam dabei auch ein Greenscreen.
Der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik hat die jungen Besucherinnen für Angewandte Mathematik begeistert. Mit kniffligen mathematischen Rätseln und strategischen Kooperationsspielen wurden sie spielerisch an typische mathematische Herausforderungen herangeführt. Neben allgemeinen Informationen zu den Studiengängen haben die Schülerinnen das Forschungsprojekt SAIL kennengelernt. Bei der Exkursion haben sie erfahren, wie Künstliche Intelligenz (KI) in der Pflege eingesetzt werden kann. Dafür ging es ins Pflegelabor. Dort konnten die Schülerinnen entdecken, wie mit KI ein Exoskelett gesteuert oder die Liegeposition von Pflegebedürftigen analysiert wird. Zusätzlich gewährten Studierende Einblicke in ihre Praxiserfahrungen.
Ein Tag im Labor
Bei dem Angebot, einen Tag im Labor zu verbringen, ging es um die Herstellung einer ingenieurwissenschaftlichen Idee zur Samenkultivierung. Mädchen ab 14 Jahren konnten lernen, wie sie eine eigene Kapselformulierung aus verschiedenen Stoffen mit Samen herstellen können.
Dabei war auch die Sicherheit im Labor ein wichtiges Thema. Damit beim Abtauchen in die Wissenschaft alles gut verläuft, gab es eine gründliche Einweisung für die Teilnehmerinnen. Zu guter Letzt ging es um Zukunftsperspektiven an Hochschulen und im späteren Berufsleben. (sad)