Doppelengagement als Normalzustand: berufsbegleitend zum MBA
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Der Elektroingenieur Roman Buchholz hat im berufsbegleitenden Master „Management für Ingenieur- und Naturwissenschaften“ an der FH Bielefeld seine Expertise fürs internationale Management bei Phoenix Contact erweitert.
Bielefeld (fhb). Roman Buchholz schaltet sein Smartphone in den Flugmodus und legt es auf den Küchentisch. Er macht sich einen Kaffee, bereitet ein Schälchen Brainfood mit Nüssen vor und geht ins Arbeitszimmer. An seinem Laptop stellt er die Pop-up-Funktion für eingehende E-Mails und Chats aus und lässt seine bevorzugte Playlist laufen. Alle analogen und digitalen Störquellen sind nun eliminiert und die perfekte Lernatmosphäre geschaffen: Lernmodus – volle Konzentration aufs Studieren!
Die Fokussierung auf den Stoff ist umso wichtiger, wenn man einen Vollzeitjob und ein berufsbegleitendes Studium unter einen Hut bringen will. Buchholz arbeitet seit 2015 im Produktmanagement bei der Phoenix Contact Electronics GmbH und hat 2020 erfolgreich den Master of Business Administration – kurz MBA – in Management für Ingenieur- und Naturwissenschaften an der Fachhochschule (FH) Bielefeld abgeschlossen. Über fünf Semester hat sich der Elektroingenieur auf die Doppelbelastung „Studium und Beruf“ eingelassen.
Vollzeitjob und Studium
Das berufsbegleitende Studium, auch Verbundstudium genannt, besteht zu 70 Prozent aus Selbststudium. Die Studieninhalte, die in traditionellen Studiengängen meist Gegenstand von Vorlesungen sind, werden über didaktisch aufbereitete Lernbriefe und ergänzende digitale Angebote vermittelt. Hinzu kommt ein umfassendes Serviceangebot aus Tutorien, Exkursionen und persönliche Beratung durch die FH. Um die Lerninhalte zu verinnerlichen, wird das Selbststudium durch Präsenzlehre ergänzt: Jeden zweiten Samstag im Semester finden an der FH ganztägige Veranstaltungen in kleinen Gruppen statt, in denen das Wissen in konkreten Übungen und Fallbeispielen vertieft wird. Durch dieses Lehrkonzept können sich die Studierenden ihre Studienzeit größtenteils individuell einteilen und müssen beruflich nicht zurückstecken.
MBA speziell für die Zielgruppe Ingenieur- und Naturwissenschaftler*innen
„Ich wollte zusätzliches Wissen für meine Managementtätigkeit aufbauen, um die Zusammenhänge innerhalb eines weltweit operierenden Unternehmens besser verstehen zu können.“
Roman Buchholz
Die intrinsische Motivation, ein weiterbildendes Studium aufzunehmen, kam für den 34-Jährigen aus seinem Arbeitsalltag: „Ich wollte zusätzliches Wissen für meine Managementtätigkeit aufbauen, um die Zusammenhänge innerhalb eines weltweit operierenden Unternehmens besser verstehen zu können.“ Zu den Schlüsselerlebnissen gehörten für ihn Messeauftritte sowie Produktschulungen in der Schweizer Tochtergesellschaft. „Schnell war für mich klar, dass ich meine Kenntnisse aus der Entwicklungstätigkeit im direkten Kundenkontakt teilen möchte, daher habe ich mich für die Rolle im internationalen Management begeistert. Zur Ergänzung meiner Expertise war der MBA als Management-Baukasten für Marketing und Vertrieb ideal“, blickt der Paderborner zurück. Entscheidend für die Auswahl des Studiengangs an der FH Bielefeld war für ihn zudem die Ausrichtung auf die Zielgruppe Ingenieur- und Naturwissenschaften: „Die Kombination zwischen meiner betrieblichen Tätigkeit und den Lehrinhalten hat meinen technischen Master perfekt ergänzt.“
Das Industrieunternehmen Phoenix Contact, der Arbeitgeber von Buchholz, entwickelt Produkte und Lösungen für die Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung aller Sektoren von Wirtschaft und Infrastruktur. Das Feld von Roman Buchholz in dieser Welt ist die Messtechnik in Gleichstrom-Applikationen: „Zurzeit leite ich Projekte mit dem Ziel, das Wertangebot von Phoenix Contact im Applikationsumfeld der Solarenergie und Elektromobilität zu verbessern.“ Marketing und Vertrieb spielen sich dabei überwiegend im internationalen Kontext ab. Auch da helfen ihm Erfahrungen aus dem MBA: „Aus dem Kurs „Internationales Management“ habe ich für mich mitgenommen: ‚Andere Kulturen sind nicht besser oder schlechter, sondern anders!‘“
Neue Perspektive auf betriebliche Zusammenhänge
Das akademische Wissen aus dem MBA hat ihm vor allem geholfen, die komplexen betrieblichen Zusammenhänge bei der realen Anwendung besser zu verstehen und neue Lösungsmöglichkeiten zu erschließen: „Durch den Wissensaufbau im Studium ergaben sich viele Synergieeffekte für meine aktuelle Managementtätigkeit, die ich nun voll ausschöpfen kann“, so der Ingenieur.
Umgekehrt konnte er im Studium an vielen Stellen auf ein erweitertes Hintergrundwissen zurückgreifen und betriebsinterne Arbeitsthemen mit Literatur anreichern. Zum Beispiel bei seiner Masterarbeit über „Wachstumsstrategien in zukünftigen Niederspannungs-Gleichstromnetzen“, bei der es um die Analyse und Neuausrichtung des bestehenden Portfolios auf neue Anwendungsfelder ging. „Zudem haben die Praxisbeispiele der Kommiliton*innen aus anderen Unternehmen den eigenen Horizont erweitert und neue Lösungswege für ähnliche Problemstellungen aufgezeigt. Diese Reflexion zu Projekten und Geschäftsmodellen hat mir dabei geholfen, eigene Aufgabenstellungen mit anderen Augen zu betrachten.“
Das Doppelengagement erfolgreich managen
Um das Lernpensum neben dem Job zu bewältigen, sind Struktur und Disziplin das A und O, wie Buchholz berichtet: „Eine exakte Zeitplanung ist unerlässlich. Digitales Arbeiten ergänze ich bewusst um analoge Arbeitsphasen. Das Lehrmaterial habe ich digital gekürzt und zusammengefasst. Analoges Wiederholen der Zusammenfassungen hilft mir dabei, die Inhalte im Langzeitgedächtnis zu festigen.“ Selbstmotivation findet er in der inspirierende Lernatmosphäre einer Bibliothek: „Dabei arbeitet man‚ gemeinsam, aber allein‘ an individuellen Zielen.“
Sowohl in seinem Studium als auch im Arbeitsalltag bildet Teamarbeit einen wesentlichen Baustein: „Gruppenarbeiten sind wie Kleinprojekte ohne Projektleiter. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Inhalte zu erarbeiten und abzustimmen. Es hilft, klare Absprachen zu verfassen, sich selbst zurückzunehmen und das gemeinsame Ziel in den Mittelpunkt zu stellen. Eine besondere Form der Gruppenarbeit während des Studiums war die Unternehmenssimulation, als Planspiel zur Nachbildung einer Marktsituation.“
Einen Tipp hat der FH-Absolvent noch für alle Studierenden, ganz gleich ob Vollzeit oder berufsbegleitend: „Leerlaufzeiten wie passive Reisezeit im Zug zur Arbeit oder auch auf dem Fahrradtrainer lassen sich hervorragend zur Wiederholung der Lehrinhalte nutzen!“
Gute Organisation der Hochschule trägt ebenfalls zum Erfolg bei
Gerade für berufstätige Studierende ist eine effiziente Kommunikation und Betreuung durch die Hochschule wichtig, so die Erfahrung von Roman Buchholz. Er hatte von der Einführungsveranstaltung bis zum Abschluss immer das Gefühl, sehr gut betreut zu werden: „Vom Rahmenprogramm, das die Studiengangsorganisatorin Anja Kruschel koordiniert hat, ist mir die gemeinsame Exkursion 2018 besonders positiv in Erinnerung geblieben. Unsere Gruppe ist beim Besuch des Europäischen Parlaments, des Daimler Werks, des Weltkulturerbes Völklinger Hütte und bei einem gemeinsamen Karaoke-Abend sehr zusammengewachsen!“
Und auch nach dem Studienabschluss besteht die Vernetzung zur FH Bielefeld fort, wie der ehemalige Studiengangsleiter Prof. Andreas Uphaus berichtet: „Abseits der Lehrveranstaltungen hat Roman Buchholz sich als Studierendenvertreter im Fachausschuss für die Interessen der Studierenden eingesetzt. Gemeinsam haben wir den Studiengang in einer Podcastfolge in den Fokus gerückt. Dabei wurden Themen von Entwicklung bis zu Interdisziplinarität mit regionalen Unternehmen näher beleuchtet.“
Zuspruch seitens Phoenix Contact
Auch Phoenix Contact sieht die Vorteile eines berufsbegleitenden Studiums, wie Nina Mrugalla, die im Unternehmen unter anderem für Aus- und Weiterbildung verantwortlich ist, feststellt: „Unsere Mitarbeitenden sind unser Schlüssel zum Erfolg. Dabei ist es in der volatilen Welt wichtig, immer up to date zu sein und sich stetig weiterzubilden. Denn: Stillstand ist Rückschritt! – Roman Buchholz hat sich dieser Dynamik angenommen und hat sich aus Eigenmotivation neben dem Job weitergebildet und -entwickelt. Ein fundiertes Hintergrundwissen und Themenspezialisierungen sind neben der Praxiserfahrung wichtige Bausteine für das berufliche Karriere-Sprungbrett.“ Ein weiterer Vorteil: Die Praxisanteile des berufsbegleitenden Studiums können an die Erfordernisse des Arbeitgebers angepasst werden. „Roman Buchholz hat sich auf eigene Initiative akademisches Wissen in Marketing und Vertrieb angeeignet und kann dieses nun mit seiner technischen Expertise im Job bestmöglich vereinen“, so Mrugalla. Durch die Kombination von fachlichem Knowhow und direkter praktischer Umsetzung könne das persönliche und fachliche Potential vollumfänglich ausgeschöpft werden. „Deshalb ist ein berufsbegleitendes Studium sowohl für die Kolleginnen und Kollegen als auch für das Unternehmen gewinnbringend“, fasst Nina Mrugalla zusammen.
Rückblickend ist Roman Buchholz froh, dass er das Doppelengagement auf sich genommen hat: „Ich würde mich wieder für den MBA-Studiengang entscheiden!“
Berufsbegleitendes Verbundstudium Die FH Bielefeld bietet seit vielen Jahren kostenpflichtige berufsbegleitende, weiterbildende Masterstudiengänge an. Die Studiengebühren liegen in der Regel deutlich unter denen, die die zahlreichen privaten Weiterbildungsanbieter verlangen. Zurzeit gibt es an der FH Bielefeld vier Bachelor- und sieben Masterstudiengänge im berufsbegleitenden Studienmodell. Insgesamt studieren aktuell rund 900 Personen an der FH Bielefeld in einem berufsbegleitenden Studiengang (Stand März 2022). Berufsbegleitende Studiengänge an der FH BielefeldStudiengangsseite Management für Ingenieur- und Naturwissenschaften (MBA, berufsbegleitend)