Nachdem Studierende im Jahr 2015 Wasserbaustellen am Wasserstraßenkreuz Minden, im Hamburger Hafen und an der Kanalbrücken des Mittellandkanals in Seelze besichtigen und sich von verantwortlichen Ingenieuren aus erster Hand über die Planungsabläufe und Bauausführung informieren konnten, wurde das Angebot auch im Sommersemester 2016 fortgesetzt und mit regem Zuspruch angenommen.
Dank der bestehenden guten Beziehungen unseres Dozenten für Vermessungskunde Andreas Nobbe zu seiner vormaligen Dienststelle, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Minden, bot sich einer Gruppe von Studierenden die seltene Möglichkeit, den Einsatz des hoch modernen Peilschiffes Visurgis auf der Mittelweser miterleben zu können. Begleitet durch anschauliche Erläuterungen von Andreas Nobbe und des zuständigen Vermessungstechnikers Richard Piloth wurde an Bord verdeutlicht, wie weit der Grad der Computerisierung im Peilwesen und in der Schiffsführung fortgeschritten ist.
Unser Lehrbeauftragter Baudirektor Harald Grote, Leiter des Wasserstraßenneubauamtes Helmstedt, ermöglichte den Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern einmal mehr eine vom Baubevollmächtigten Volker Bensiek geleitete Führung durch die in Bau befindliche Schachtschleuse Minden. Ein letztes Mal bestand die Gelegenheit, die Schleusenkammer trockenen Fußes zu begehen und sich von den gewaltigen Dimensionen des Bauwerks beeindrucken zu lassen, bevor die Schleuse zum Jahresende geflutet wird und in den Probebetrieb übergeht.
Neben den Zielen vor der Haustür wurde eine Tagesexkursion in die Borgholzer Elbwiesen nahe Geesthacht unternommen. Dort wurde unter Führung des Projektleiters Heiko Velbinger von der ausführenden Baufirma Ludwig Freytag GmbH & Co. KG eine Sielbaustelle unter laufendem Baubetrieb besichtigt. Dieses Bauvorhaben der Freien und Hansestadt Hamburg ist eine Ersatzmaßnahme, die aus dem seit Jahren zurückliegenden Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung des Airbus-Geländes im Mühlenberger Loch hervorgegangen ist, um den Eingriff in Natur und Landschaft zu kompensieren. Zweck des Bauvorhabens ist dabei, verlorengegangene tidebeeinflusste Überflutungsflächen an der Elbe durch neue zu ersetzen.
Im Anschluss an diesen Baustellenbesuch wurde nach einem kurzen Halt an der Schleusenanlage Geesthacht Europas größte Fischaufstiegsanlage am Elbewehr besucht. Wie in der von der Vattenfall GmbH angebotenen Führung von Gudrun Bode erklärt wurde, ist auch der Bau dieses besonderen Bauwerks eine Ausgleichs und Ersatzmaßnahme aus einem Genehmigungsverfahren: Durch den Kühlwasserkreislauf des neuen Kohlekraftwerks Moorburg werden die Lebensbedingungen wandernder Fische in der Elbe beeinträchtigt; durch die Fischaufstiegshilfe sollen diese verbessert werden. Erinnerswert bleibt, mit welcher erzählerischen Leichtigkeit das Publikum für fischereibiologische Themen gewonnen wurde.
Text: Prof. Dr.-Ing. Andreas Kahlfeld
Fotos: Dipl.-Ing. Klaus Keull