Die Absolvent*innen des Fachbereichs Gestaltung stellen vom 05. bis 07. Februar 2016 ihre Abschlussarbeiten aus.
Es ist "Werkschau"-Zeit: Der Fachbereich Gestaltung entlässt zum Semester-Ende seine Absolventinnen und Absolventen mit der Ausstellung ihrer Abschlussarbeiten. Treffpunkt Lampingstraße, Beginn um 18 Uhr am Freitag, dem 5. Februar. 25 Bachelor- und 11 Masterarbeiten. "Eine kleine Werkschau", wie Dekan Prof. Roman Bezjak anlässlich der obligatorischen Vorab-Pressekonferenz feststellte, "und eine feine mit selbstgewählten Themen von gesellschaftlicher und gestalterischer Relevanz". Die Studierenden "positionieren sich mit ihrer Themenwahl, sie beenden ihr anspruchsvolles Studium", so der Dekan weiter.
Die Publikation zur Werkschau ist dieses Mal kein Buch und auch kein Katalog. Nein, das alte Medium Zeitung wurde wiederentdeckt von Ann Christin Hollmann, Leonhard Koczorowski und Mona Vogel. Sie zeichnen verantwortlich für 48 Seiten "werkschauzeitung", wobei im Titel die "werkschau" durchgestrichen ist und die "zeitung" allein leserlich bleibt. Ein Gestaltungsprinzip, das die drei auch auf insgesamt 33 kleinen Plakaten fortsetzen. Mit den "werkschauwelten", "werkschaulust" und "werkschaustoffe" wird auf die drei Studienrichtungen am Fachbereich hingewiesen: Fotografie und Medien, Grafik und Kommunikationsdesign sowie Mode. Bezjak über die "werkschau"-Zeitung: "Die Publizität ist bei dieser Ausgabe besonders groß, da sie gratis ausliegt und für jedermann zugänglich ist." Immerhin 3.000 Exemplare wurden gedruckt.
Die Studierenden haben teils weite Wege zurückgelegt und viel Zeit investiert, um zu beobachten, einzuordnen und zu dokumentieren. Ram Paudel, zum Beispiel, besuchte und fotografierte den letzten Stamm der Jäger und Sammler Nepals, den Stamm der Raute, die sich als "Waldkönige" bezeichnen und weitestgehend von der Außenwelt abgeschottet leben. Paudel, in Nepal aufgewachsen, war für kurze Zeit ihr Gast, blieb bei seiner Feldforschung immer auf Distanz, hat "die schwierigen Alltagsbedingungen mitbekommen" und diese einfühlsam mit Porträt- und Momentaufnahmen dokumentiert. Genug Material, um ein Buch herauszugeben, so Paudel. Eine gebundene, handliche erste Version liegt vor und kann begutachtet werden. Fotografie-Professor Axel Grünewald zeigte sich erfreut über die Unterstützung durch des Akademische Auslandsamt der Hochschule Bielefeld, das den Studierenden in vielen Fällen beim Zustandekommen der Gastaufenthalte hilfreich -auch finanziell - zur Seite steht.
Jasmine Shah zog es nicht in die Ferne, sondern ins Ruhrgebiet. Im Duisburger Stadtteil Marxloh, der Schlagzeilen gemacht hat in der Presse als so genanntes "No-Go-Area", hat sie sich für ihre Masterarbeit unter die Leute gemischt und den Alltag erfasst: graue, zerbröselnde Fassaden, leerstehende Häuser, und Menschen, die angesichts der Widrigkeiten dennoch irgendwie weitermachen und ihr Leben leben. Auch hier entstand eine stattliche Sammlung fotografischer Dokumenten, die Jasmine Shah mit viel Text hinterlegt hat. Eine Buchpublikation oder eine Veröffentlichung in einem Reportage-Magazin ist da naheliegend und wird schon konkretisiert.
Anja Pollkläsner nennt ihre Arbeit "Zwischenzeit - Eine fotografische Betrachtung von Raum". Sie beschäftigt sich seit langem mit dem Thema Dunkelheit und wie diese Dunkelheit erfahrbar wird. "Dunkelheit eröffnet einen Zeitraum", schreibt sie in der "werkschau"-Zeitung, "in dem die Welt, wie wir sie sehen, eine Spiegelung erfährt. Sie wird zur Projektionsfläche für Phantasien, die zugleich stumm und erzählend, leer und rätselhaft in Erscheinung treten". Ausgestellt hat sie in der Tat dunkle Bilder, die jedoch beim näheren Betrachten Details freigegen und zu einer besonderen Sichtweise der Dinge einladen.
Anja Balsfulland hat sich mit ganz andrem befasst. "Vedger" heißt ihre "1000%vegetarische Wurst". Mit vier noch recht jungen, vollbärtigen Herren, die allesamt recht entschlossen dreinschauen, bewirbt sie ihr neues Produkt, das zu einer ganzen "Linie" gehören wird. "Echte Kerle essen Vedger, denn sie sagen: Mir reicht das Tier in mir." An diesem Ausstellungsstand kommt man nicht vorbei ohne hinzugucken, weil die vier so entschlossen scheinen. Übrigens hat sie die Models, erzählt Balsfulland, ganz schnell via Facebook-Aufruf gefunden "und die hatten richtig Spaß an der Sache."
Erstmals mit dabei und nach Meinung von Grafik-Professor Dirk Fütterer demnächst fester Bestandteil am Fachbereich ist die studentische Design-Agentur für Kommunikation "JUNG STATT MATT", die "unverschämt und unkonventionell" sein will. Fütterer: "Sie können schon was, aber sie sind noch nicht verbildet." Für den Agenturauftritt zeichnet Anna Angold im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit verantwortlich. Forsch formuliert das Team hier: "Bei uns gibt es keine Allerweltlösungen, sondern unverbrauchte Ideen, die bis ins kleinste Detail ausgefeilt werden." Die Agentur will vom ständigen Wechsel ihrer Mitglieder profitieren: alte Kommilitonen gehen, neue Talente mit neuen Ideen ersetzen sie. Fütterer sieht in dem Projekt mit einer Laufzeit von zunächst zwei Jahren gute Chancen für den Nachwuchs, Agenturerfahrung in Eigenregie zu machen: "Das Team wird von Professoren betreut. Ich bin gespannt, was sich da entwickeln wird."
Mit einer ganzseitigen Anzeige in der "werkschauzeitung" auf Seite 47 sind sie jedenfalls schon jetzt und als einzige prominent und werbewirksam vertreten.